Kinder und Jugendliche mit komplexem Hilfebedarf, für die keine passenden Betreuungssettings gefunden werden können, stellen ›das System‹ vor scheinbar unlösbare Probleme. In Modellprojekten erprobte neue Methoden und Praktiken beweisen aber, dass den Betroffenen, medienwirksam als sog. »Systemsprenger« bezeichnet, geholfen werden kann.
»Fix the System-Problem,
Not the People-Problem«
Paul Taylor
Was will das Projekt erreichen?
Plötzliche Wutausbrüche, körperliche Gewalt mit hohem Eskalationspotential, wüste Beleidigungen: Kinder und Jugendliche mit komplexem Hilfebedarf leiden weder stumm noch friedlich. Und sie sind nicht selten. Denn in den meisten pädagogischen Einrichtung gibt es sie: Kinder, die das Spielen und Lernen in der Gruppe massiv erschweren oder zeitweise unmöglich machen. Kids, die durch permanente Unruhe, Respektlosigkeit, Aggressionen und Vandalismus auffallen. Junge Menschen, die ihren Mitschüler und Autoritätspersonen berechtigt Angst einjagen, weil sie Erzieher:innen, Lehrer:innen und (Pflege-)Eltern verletzen.
Es sind Kinder und Jugendliche, die selbst erfahrene sozialpädagogische Fachkräfte an die Grenzen der Belastbarkeit bringen oder darüber hinaus – was sich in den vielen Versuchen einer passenden Etikettierung, wie z.B. das unglückliche Label »Systemsprenger«, ausdrückt.
Während einige Kommunen neue Methoden sowie Settings erproben und dabei gute Erfolge erzielen, sind in vielen anderen die Hilfsstrukturen und -maßnahmen unzureichend oder kommen zu spät, wie schlagzeilenträchtige Fälle auch der Öffentlichkeit beweisen. Um dem rechtlichen Anspruch dieser Kinder und Jugendlichen auf Hilfe, Erziehung und Bildung gerecht werden zu können, bedarf es also wissenschaftsbasierter Systeme, Methoden und Handlungsformen von nachgewiesener Wirksamkeit. Im wissenschaftlichen ›Elfenbeinturm‹ zu bleiben, reicht also nicht. Daher wollen wir die iterativ gewonnenen Ergebnisse in der Praxis testen, evaluieren und auf ihre Wirkung hin vertiefend erforschen, um ein bundesweit agierendes, agiles, nachhaltiges und – vor allem – an lokale Gegebenheiten angepasstes Hilfesystem für die Behebung der sog. »Systemsprengerproblematik« zu etablieren.
Was erforscht das Projekt Komplexe Hilfen und wie?
Die in Forschungsstudien, Modell- oder Leuchtturmprojekten entwickelten anderen Verfahren und Handlungsformen wollen wir / will das Forschungs- und Transferprojekt »Komplexe Hilfen« in einer ersten, theoretisch geprägten Projektphase erforschen, aufgreifen, weiterentwickeln und an lokale Gegebenheiten anpassen. Dazu sammeln wir Informationen zu den verschiedenen Modell- und Leuchtturmprojekten, werden sie analysieren und auf ihre Wirkfaktoren hin untersuchen. Ob sich theoretische Grundlagen in effizientere Praxis umsetzen lässt; ob wiederum das Experimentieren und Erproben zu besseren Theorien führt, ist eine unserer wichtigsten Forschungsfragen.
Warum benötigt das Projekt ihre Beteiligung/ Kooperationspartner?
Dies alles können wir nicht ohne Forschungs- und Kooperationspartner tun. Daher laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns daran zu arbeiten.
Die als wirksam evaluierten Konzepte veränderter Vorgehensweisen und Hilfspraktiken möchten wir Ihnen in Konferenzen und Fachtagen vorstellen, in Workshops mit Ihnen besprechen; in Kommunen, Landkreisen und verschiedenen Bundesländern gemeinsam mit interessierten Kinder- und Jugendämtern und freien Trägern umsetzen. Damit soll die Spirale der Hilfsabbrüche beendet werden und die Fallverläufe sich so stabilisieren, dass die Kinder und Jugendlichen nicht mehr auf Hilfen des Sozialsystems angewiesen sind.
Gleichzeitig geht es im Projekt darum, die verschiedenen Akteure zu vernetzen, Wissens- und Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, aber auch bei der Navigation durch den Dschungel der multiplen Ansätze zu unterstützen, um das lokale Hilfs- und Unterstützungssystem effizienter und wirksamer zu machen. Der Aufbau eines multiprofessionellen Netzwerkes, das bestehende ergänzt und untereinander verbindet; ein reger Informationsaustausch rund um das Thema »Komplexe Hilfen«, kann jedoch nur mit Ihrer Hilfe gelingen.
Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: info@komplexehilfen.de
»Das Gegenteil von Scheitern in der Jugendhilfe ist nicht der Erfolg. Sondern das Gegenteil ist: Handlungsfähig bleiben.«
Menno Baumann
Wenn Sie unsere Beratungs- und Schulungsangebote in Anspruch nehmen möchten, so können wir Ihnen 3 Bausteine für eine positive Strukturveränderung anbieten: